Sonntag, 2. Oktober 2022

Polen: Feindbild Deutschland?

Die nationalkonservative Regierungspartei Polens setzt für den Wahlkampf im kommenden Jahr auf das Feindbild Deutschland.







Die Regierung der Vereinigten Rechten sieht den Krieg als günstige Gelegenheit, um den Druck auf Deutschland zu erhöhen, dem sie die Absicht unterstellt, in Europa ein „Viertes Reich“ errichten zu wollen. 
Politiker des Regierungslagers und regierungsnahe Journalisten machten keinen Hehl aus ihrer Schadenfreude über das Fiasko der deutschen Russlandpolitik. Zeitweilig sah es so aus, als sei nicht Russland, sondern Deutschland die größte Gefahr für Europa.
Ministerpräsident Mateusz Morawiecki hält bei jeder sich bietenden Gelegenheit Berlin seine Fehler vor und tadelt die aus seiner Sicht mangelnde Entschlossenheit bei der Verhängung von Sanktionen gegen Moskau.
Bei der Eröffnung der Plakataktion „Stop Russia Now“ im April 2022 in Warschau, kritisierte Morawiecki Westeuropa zum wiederholten Male für den Mangel an einer entschlossenen Reaktion auf den Krieg.
Der PiS-Vorsitzende Jaroslaw Kaczynski wäre nicht er selbst, wenn er nicht auch in Zeiten des unbedingten Zwangs zu europäischer Einheit wieder einmal auf seine antideutschen Phobien zurückfiele. In einer Serie von Interviews mit der polnischen und deutschen Presse warf er den Deutschen vor, wie in Bismarcks Zeiten im Bündnis mit Russland Europa beherrschen zu wollen.
Was wird sich in Zukunft durchsetzen: den Umständen gemäße Zusammenarbeit oder Misstrauen und Abneigung gegen Deutschland, wie sie tief in der DNA der polnischen Rechten stecken? Was Leute an Kommentaren in den sozialen Medien einstellen, gibt da eine Menge zu denken. 


Jacek Lepiarz
Jacek Lepiarz ist Germanist, Historiker und Journalist. Er arbeitet mit der Deutschen Welle zusammen. Zuvor war er Berlin-Korrespondent der Polnischen Presseagentur sowie Warschau-Korrespondent der DPA.

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