Erdogans "Fünfte Kolonne"?
AKP Ableger oder unabhängige deutsche Partei – was ist die BIG-Partei?
Das
„Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit“, Kurzbezeichnung:
BIG, ist eine 2010 in Köln gegründete deutsche Partei. Sie ist eine
der ersten von Muslimen gegründeten Parteien in Deutschland. Ihre
Hauptziele sind die Interessenvertretung von Muslimen und ihre
gesellschaftliche Integration in Deutschland.
Die
Partei wird als Ableger der von Recep Tayyip Erdoğan angeführten
türkischen Regierungspartei AKP eingeschätzt, zu der ein
intransparentes Verhältnis besteht. Eine erste Klausurtagung der BIG
Partei fand am 18. Dezember 2010 in Istanbul statt.
Gemäß
deutschem Parteiengesetz dürfen Ableger ausländischer Parteien
nicht an Wahlen in Deutschland teilnehmen und laut türkischer
Verfassung sind türkischen Parteien (noch) Auslandsorganisationen
verboten.
Im
März 2010 wurde BIG durch die Fusion von drei regionalen
Wählervereinigungen aus Bonn, Köln und Gelsenkirchen in Köln
gegründet. Es handlett sich um das 2009 gegründete „Bonner
Bündnis für Frieden & Fairness“ (BFF), die „Alternative
Bürgerinitiative Köln“ (ABI Köln), sowie die „Bürgerinitiative
Gelsenkirchen“.
Das
„Bonner Bündnis für Frieden & Fairness“ wurde am 2009 von
vom jetzigen BIG-Vorsitzenden Haluk Yildiz gegründet. Das BFF
entstand aus den Strukturen des Rates der Muslime in Bonn, dem u. a.
zwei vom Verfassungsschutz beobachtete Moscheevereine angehören. Das
BFF erhielt bei der Kommunalwahl 2009 zwei Mandate im Bonner
Stadtrat, neben Haluk Yildiz Hülya Dogan, die nach der Wahl
erklärte, sie sei „nicht als Hülya Dogan im Stadtrat, sondern
stellvertretend für alle Frauen mit Kopftuch“.
Die
ähnlich wie das BFF strukturierte „Bürgerinitiative
Gelsenkirchen“ hatte nach den Ergebnissen der Kommunalwahlen in
Gelsenkirchen 2009 ebenfalls zwei Stadtverordnete in den Stadtrat
entsenden können.
Die
„Alternative Bürgerinitiative Köln“ (ABI Köln) hatte bei der
Kommunalwahl in Köln 2009 nicht genug Stimmen für Mandate erhalten.
Bewusst hatte die Initiative religiöse Punkte oder patriotische
Bezüge zum Herkunftsland außen vor gelassen. Der gebürtige
Braunlagener Sami Alphan, der für ABI für das Bezirksparlament in
Mühlheim kandidierte, arbeit als Islamkunde-Lehrer.
Im
März 2014 schloss sich die überwiegend in Niedersachsen aktive
„Muslimisch-Demokratische Union“ (MDU) der BIG an. Die MDU nahm
2013 noch mit Transparenten und Flugblättern an der jährlichen
„Quds-Tag-Demonstration“ in Berlin teil‚ dem sog.
„Internationalen Jerusalemtag“, nach dem arabischen Namen für
Jerusalem, al-Quds. Er wird alljährlich zu Demonstrationen gegen
Israel genutzt, bei denen die „Befreiung Jerusalems von den
zionistischen Besatzern“ gefordert wird. Der Vorsitzende und
Sprecher der MDU, Bilal Uwe Wilbert, war einer der Hauptredner auf
der Quds Demonstrationen 2013, wie auch 2014 in Berlin.
Die
Hamburger und Bremer BIG-Landesvorsitzenden hielten nachweislich
führende Positionen der „Union Europäisch-Türkischer Demokraten“
(UETD) inne, die als europäischer Arm der AKP gilt. Der
baden-württembergische BIG-Landesvorsitzende engagiert sich
ebenfalls in der UETD in Baden-Württemberg. Die UETD rief alle
türkeistämmigen Wahlberechtigten dazu auf, die BIG zu wählen. Seit
der Parteigründung 2010 konnte BIG allerdings außer bei der
Wiederwahl von Haluk Yildiz in den Bonner Stadtrat keine Mandate mehr
erringen.
Interessanterweise
wurde vor dem Putschversuch in der Türkei 2016 über
die Unterstützung der BIG durch die türkisch-islamische Fethullah
Gülen-Bewegung und die AKP berichtet. Bei einer
BIG-Wahlkampfveranstaltung in Berlin trat Nevzat Yalcintas auf, ein
Gründer der türkischen Partei AKP, und bat um Unterstützung für
BIG.
Forderungen
der Partei sind u. a. die Stärkung von Chancengerechtigkeit von
Muslimen. In der Integrationspolitik spricht sich die Partei in ihrem
Grundsatzprogramm für die „Beibehaltung der kulturellen Identität“
von Migranten aus. Zum Programmpunkt Wirtschaft vertritt BIG die
Forderung nach einem zinsfreien Wirtschaftssystem, wie es der Koran
fordert. Konkret fordert BIG ein Recht auf doppelte
Staatsangehörigkeit, erleichterte Familienzusammenführung und
kommunales Ausländerwahlrecht.
BIG
polemisiert gegen Homosexualität und erklärte, man müsse Kinder
vor „der Unmoral“ schützen. Der BIG-Spitzenkandidat Ismet
Misirlioglu sagte, man wolle verhindern, dass Schülern künftig
Homosexualität „schmackhaft“ gemacht werde. Im
Bundestagswahlkampf 2013 warb sie u.a. mit homophoben Plakaten.
Gemeinsam
mit einem Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen in der Kommunalpolitik
warf BIG im September 2012 dem Bonner Oberbürgermeister Jürgen
Nimptsch (SPD) vor, den „Jüdischen Nationalfonds (JNF)“ zu
unterstützen.
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